Hitchhikers Guide durch die Welt der virtuellen Karrieremessen

7. Juni 2021 von People & Culture

Es ist schon wieder zwei Monate her, seit ich mit Mara von People & Culture bei einem Kaffeeklatsch über die bevorstehenden virtuellen Karrieremessen gesprochen habe (Blogartikel: Match&Meet - Recruiting in veränderten Zeiten). Nun sind für dieses Semester auch schon fast alle vorbei, bis es im Oktober hoffentlich wieder in Präsenz weitergeht.

Ein geeigneter Zeitpunkt also, um unsere Erfahrungen abzugleichen, denn auch ich habe bei den meisten Messen vorbeigeschaut, um einen Blick aus Sicht der Studierenden zu erhaschen. Eins kann ich vorweg schon verraten: Maras und meine Wahrnehmungen sind teils sehr unterschiedlich. Aber es wäre ja auch langweilig, wenn wir genau dieselben Erfahrungen gemacht hätten.

 

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© eXXcellent solutions - Virtueller Messestand "Pyramid" Augsburg 2021

Mara, haben sich deine Hoffnungen in Bezug auf die Virtual Reality Messen erfüllt?

Wenn wir an unser letztes Gespräch zurückdenken, erinnern wir uns an die drei Formate: Virtual Reality Messen (VR), "Tinder“-Messen und Messen mit einem offenen Video-Raum pro Unternehmen.

Die meisten diesjährigen Messen waren eine virtuelle Nachbildung von Präsenzmessen. Allerdings waren diese laut Mara nicht so ausgefuchst, dass die anwesenden Personen einen Avatar gehabt hätten, der sich frei bewegen konnte. Vielmehr waren die Unternehmensvertreter:innen in einem Chat-Backend und lediglich durch einen Platzhalter-Avatar oder ein Bild am Stand vertreten.

Auch die Studierenden besaßen keinen Avatar, sondern haben nur die Standansicht gesehen. Meist waren in der Tat nur die Stände nachgebaut, lediglich bei einer Messe waren auch das Foyer und die Messehallen sichtbar. Besonders für Besucher:innen, die sich wie ich erst einmal einen Überblick über die anwesenden Unternehmen machen wollten, ist das Format ideal. Man sieht einen richtigen Stand und kann erst einmal Informationen durchklicken und in Ruhe chatten, bevor man optional mit den Unternehmen videochattet.

Allerdings ist das wiederum auch ein Nachteil, da man beim Chatten keine Gesichter sieht und keine richtigen Gespräche entstehen. Für mich als Studentin war es zudem teilweise unangenehm, dass man von vielen Unternehmen direkt angeschrieben wurde, sobald man einen Stand betreten hat. Die Unternehmen meinen es aber nur gut und wollen das Eis brechen, indem Sie den ersten Schritt machen.

Bist du immer noch so begeistert vom "Tinder"-Format?

Die Messeseiten des Match & Meet Formats haben mich als Besucherin auf den ersten Blick zwar nicht beeindruckt, doch man lernt dazu. Mara hat mir berichtet, dass bei diesen Messen teils viel bessere Gespräche zustande kamen, auch wenn die Unternehmensdarstellung nicht fancy ist und weniger Infos beinhaltet.

Wenn ihr euch erst einmal umschauen wollt, welche Unternehmen es überhaupt gibt, ist das Match & Meet Format eher nichts. Falls ihr euch aber schon speziell für ein oder mehrere Unternehmen interessiert, lohnt es sich, sich bereits vor dem Messetag in Ruhe zu informieren und die Unternehmen rechtzeitig zu matchen. Am Messetag ist es zu spät, da die Unternehmen dann keine Kapazitäten mehr haben, das ist ein Nachteil.

Wenn du also einen guten Zeitslot für ein persönliches Gespräch möchtest, rät Mara: "Kümmere dich circa eine Woche vor der Messe darum. Durch die Vorbereitung ist es dann auch möglich, sich vorab Fragen zu überlegen. So ist der Austausch oft qualitativ hochwertiger und auch hilfreicher."

Das "Karriere-Tinder“ ermöglicht es wohl doch tiefgründige Gespräche zu führen, zumindest bei den Messen. Und keine Sorge, die Hochschulen, die dieses Messeformat anbieten, informieren die Studierenden rechtzeitig, wann Unternehmen gematcht und Termine ausgemacht werden können. Wenn du dich also wirklich dafür interessierst und etwas aufmerksam bist, kannst du es nicht verpassen.

Bei unserem letzten Gespräch warst du nicht so begeistert vom Chatraum-Format. Hat sich das geändert?

"Dieses Format hatten wir nur einmal. Bei dieser Messe konnten die Studierenden auf eine sehr vereinfachte virtuelle Ansicht von Unternehmensständen klicken und sind dann direkt in einem BigBlueBottom-Raum gelandet, wo wir auf sie gewartet haben.“

Doch dort kam laut Mara niemand, da die Hemmschwelle zu hoch war und man sich nicht durch Chatten herantasten kann. Erst nach ihrem Unternehmenspitch in Zoom kamen ein paar Studierende in Breakout Rooms, um Fragen zu stellen.

Welches Format fandest du am besten und wie würde deine optimale Messe aussehen?

An sich wurde Mara positiv von dem Format der Virtual Reality Messen überrascht. Ursprünglich dachte sie, die "Tinder“-Messen sind ihr die liebsten, aber "manche der VR Messen haben super funktioniert und die Studenten waren offen, proaktiv und zugänglich“. Nur bei einer VR-Messe kamen  keine Gespräche zustande, was aber am Publikum lag. Viele Besucher:innen waren englischsprachig und hatten sich im Vorfeld vermutlich nicht ausreichend informiert.

Deshalb wäre Maras optimales virtuelles Messeformat auch eine Kombination aus VR und "Tinder“-Messe. Sie würde sich wünschen, dass alle Anwesenden realitätsnahe Avatare haben, die sich bewegen können. Dann könnten Sie als Unternehmensvertreter:innen direkt auf Interessierte zugehen und würden auch sehen, wer schon in ein Gespräch verwickelt ist. Im Hintergrund mussten sich die Standmitarbeitenden bei den jetzigen Messen nämlich erst einmal abstimmen, wer mit dem chattet. Und da kann ich ihr nur zustimmen.

Astronauten als Avatare sehen vielleicht spacey aus, aber es ist doch deutlich persönlicher, wenn man ein Foto der Person sieht oder im Optimalfall sogar einen nachgestellten Avatar. Zusätzlich würde sich Mara wünschen, dass dann analog zur Match & Meet ("Tinder“) Messe vor dem Messetag Termine für Einzelgespräche ausgemacht werden könnten.

 

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© eXXcellent solutions - Virtueller Messestand  "Develop your future" Berlin 2021

Kamen durch die virtuellen Messen Anstellungen zustande?

Trotz der wenigen Gespräche bei der Chatraum-Messe erhielt Mara im Nachgang eine sehr gute Bewerbung. "Dieser Person werden wir jetzt auch ein Angebot machen“, meint sie. "Auch bei den meisten anderen Messen kamen gute Gespräche zustande. Es haben sich auch einige Leute beworben, wir sind noch in der Nachbearbeitung, mussten aber auch bereits Absagen versenden, wenn die Bewerbenden nicht zu unserem Anforderungsprofil gepasst haben. Das kann für die Bewerbenden immer passieren, aber es lohnt sich trotzdem, es zu versuchen. Spannenderweise interessierten sich die meisten für Festanstellungen. Bei Präsenzmessen war es bisher immer so, dass sie sich mehr für studentische Thematiken wie Praktika oder Werkstudententätigkeiten interessierten.“  

Und obwohl die virtuellen Karrieremessen meist gut funktioniert haben und sie dankbar für die Möglichkeit war, hofft Mara, dass sie bald wieder bei Präsenzmessen sein kann. "Es ist einfach etwas anderes ein persönliches Gespräch zu führen und mir fehlt einfach auch das Networking mit anderen Ausstellern. Normal lernt man andere Unternehmen kennen, kann sich austauschen und vernetzen, das fiel jetzt komplett weg.“

Mara, welches Verhalten macht bei euch Recruitern einen guten Eindruck? Welche Tipps hast du für die Studierenden?

Mara ist es wichtig, dass die Leute interessiert sind, Fragen stellen und bei einem Gespräch ihre Aufmerksamkeit darauf fokussieren. Gleichzeitig findet sie es gut, wenn ihr etwas über euch selbst erzählt – was habe ich bisher gemacht, was möchte ich eigentlich? – damit sie optimal helfen kann und ein richtiges Gespräch zustande kommt.

Keine Sorge, wenn ihr nicht wisst, wie ihr das Gespräch beginnen sollt, in fast allen Fällen gehen die Recruiter:innen auf euch zu und versuchen das Eis zu brechen. Meist werdet ihr von selber am Stand angechattet und bei einem Gespräch machen die Recruiter einen Opener und versuchen die Schwelle so niedrig wie möglich zu halten. Und denkt daran: Es gibt keine dummen Fragen und Mara und die anderen Unternehmensvertreter:innen sind auch nur Menschen, die helfen möchten.

Mein persönliches Fazit:

Ich fand es super, mir als Besucherin so viele verschiedene Messen anschauen zu können, wozu ich sonst nie die Chance gehabt hätte, da die Messen deutschlandweit verteilt sind und teilweise zeitgleich stattfinden. Mein Fazit: für Jeden ist ein anderes Messeformat ideal. Wenn man sich einen ersten Eindruck über Unternehmen machen möchte, sind VR Messen geeignet. Allerdings ist es auch hilfreich, wenn man sich vorab Gedanken darüber zu machen, in welche Branche man möchte und für welche Stellen man sich grob interessiert.

So kann man am Messetag gezielter vorgehen und eventuell auch schon die ein oder andere Frage loswerden, die einem auf der Seele brennt. Wenn du aber schon genau weißt, was du möchtest und wo, dann eignen sich eigentlich alle drei Formate, um persönlich in Kontakt zu treten und sich bekannt zu machen. Nur denke daran, dich rechtzeitig zu informieren und dich an die Unternehmen zu wenden, damit du auch sicher einen Gesprächstermin bekommst.

 

Ich hoffe, für euch waren die Messen genauso spannend wie für mich und ihr bewerbt euch fleißig bei uns. Wir freuen uns schon auf dich!

 

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Über die Autorin:

Katja-Lemmingson

 

 

Katja Lemmingson:

Dieser Blogartikel stammt im Originaltext von Katja Lemmingson. Sie war bis November 2022 für Marketing und Kommunikation bei der eXXcellent solutions gmbh in Ulm tätig.

 

Tags: Alle Blogbeiträge, People & Culture

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