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Kultur und Technik: Cloud-native Denken etablieren & flexibel auf Kunden reagieren!

Geschrieben von Marcel Feix | 22. Juni 2023

Die Versprechen von Cloudlösungen klingen fast zu schön, um wahr zu sein: Nahezu unendliche Flexibilität, schnelle Anpassungsfähigkeit auf wechselnde Bedingungen wie Nutzerzahlen, dynamische Prozesse, um schneller am Markt zu sein und geringe Betriebskosten. Doch damit sich dieses Versprechen nicht ins Blaue vom Himmel auflöst, benötigen Unternehmen auch das passende Mindset: Eine Cloud-native Denkweise. Denn das Denken beeinflusst unsere Kommunikation und diese wiederum unser Handeln.

Nur wenn wir flexibel kommunizieren, können wir auch flexibel auf Kunden reagieren und die Potenziale der Cloud unmittelbar ausschöpfen.  Sonst kann es schnell passieren, dass die Cloud mehr Kosten erzeugt, Prozesse verlangsamt und die Sicherheit von Kundendaten bedroht.

Doch wie etabliert man eine Cloud-native Denkweise im Unternehmen und was genau bedeutet das überhaupt? Wir wären nicht eXXcellent solutions, wenn wir das nicht bereits in unserem Unternehmen getestet hätten. Doch bevor wir diese Frage beantworten, betrachten wir zunächst einmal den Zusammenhang von Kultur und Technik. 

Cloud-native ist mehr als nur eine Technologie Jukka Niittymaa – pixabay)

Was hat Kultur mit Technik zu tun?

Ein zentraler Bestandteil der Architektur von Cloudlösungen sind Microservices. Diese werden auf Basis der bereits vorhandenen Kommunikationsschnittstellen im Unternehmen mit klaren Verantwortlichkeiten definiert.

Wir bestimmen also direkt mit unsern Organisations- und Kommunikationsstrukturen, wie unsere Technik aussehen muss. Jedoch gilt das auch in die andere Richtung: Digitale Services, wie E-Mail, (Video-)Chats, Ticketsysteme und Verwaltungs- und Dokumentationstools für Software, bestimmen, wie wir miteinander kommunizieren.

Diese Verbindung von Kultur und Technik lässt sich nutzen. Ist es jedem möglich Änderungen an der Infrastruktur vorzunehmen? Wer kann bestimmte Dokumentationen einsehen? Wir beeinflussen mit der Beantwortung dieser Fragen bereits, wie schnell bestimmte Prozesse ablaufen können. Wie können wir die kommunikative Infrastruktur also gestalten, damit wir Synergien schaffen, Ressourcen bündeln und effizient zusammenarbeiten – sprich, die Vorteile von Cloud-native nutzen?

„Cloud-Native Is about Culture, Not Containers.“  –  Holly Cummins,
Worldwide Developer Leader at IBM Garage 

Holly Cummins fasst mit diesem Satz wunderbar zusammen, dass es bei Cloud-native nicht um Technologien wie Container und Microservices geht, sondern um die Kultur, die im Unternehmen herrscht.

Zwar ermöglichen Cloud-Anbieter mit ihren Services Dynamik, schnelle Prozesse und Kosteneinsparungen. Doch um diese Erfolge langfristig zu etablieren und mit jedem Projekt zu wiederholen, muss Cloud-native auch in den Kommunikations- und Organisationsstrukturen fest verankert sein und mitgedacht werden. 

Cloud-native Denken etablieren 

Wir glauben an die Einzigartigkeit unserer Kunden – und dass diese der Schlüssel zum Erfolg ist. Jedes Unternehmen hat individuelle Strukturen, daher gibt es auch nicht den einen richtigen Weg, um Cloud-native Denken zu etablieren. Wie bei Softwarelösungen, gilt es auch hier, den passenden Weg zu finden. Am Beispiel von eXXcellent solutions zeigen wir, welche Schritte nötig sind und welche Möglichkeiten es gibt.

Zunächst betrachten wir die kommunikativen Herausforderungen. Unternehmen, die ihre Arbeit über Projekte strukturieren, wie es auch bei uns der Fall ist, neigen schnell zu einem Silo-Denken. Dies hemmt jedoch Synergien zwischen den einzelnen Projekten und macht es schwer, den Erfolg von einem Projekt ins nächste mitzunehmen. Gleiche Probleme müssen mehrfach gelöst werden und das kostet Zeit, ist ineffizient, erschwert den Zugang zu internen Ressourcen und hemmt letztendlich dadurch auch die Agilität in Projekten, nicht nur intern, sondern auch gegenüber dem Kunden.

Ein Auszug der Gilden bei eXXcellent solutions (© eXXcellent solutions)

Um dies zu umgehen, müssen projektübergreifende Kommunikationsstrukturen geschaffen werden. Dafür eignen sich sogenannte „Enabler-Teams“, die für projektübergreifende Themen zuständig sind. Bei eXXcellent solutions nennen wir diese Teams liebevoll „Gilden“. Gildenmitglieder benutzen ungefähr 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für Querschnittsthemen wie zum Beispiel Continuous Integration, Continuous Delivery oder Cloud-native Technologien. Die Gilden sind selbst organisiert und reagieren dynamisch auf Projekt-Bedürfnisse. Sie behalten jedoch auch die aktuellen Technologien im Blick. Jedes Projekt hat Zugriff auf das fachspezifische Wissen der Gilden und die Gildenmitglieder verbreiten ihr Wissen im Unternehmen. Damit haben wir eine interne Struktur geschaffen, um Synergien zwischen Projekten entstehen zu lassen. 

Den richtigen Weg finden 

Wie bereits erwähnt wurde, ist jedoch jedes Unternehmen individuell. Was für die einen funktioniert, muss nicht für die anderen funktionieren. Wie stellt man also sicher, dass man die richtigen projektübergreifenden Strukturen findet? Die „Three Ways“ von Gene Kim zeigen, was einen gut funktionierenden Prozess ausmacht und können als Basis für das Etablieren von Cloud-native Prozessen genutzt werden: 

  • Das „Flow-Prinzip“ beschreibt, dass zwei Prozesse einen möglichst guten Flow haben sollten, ohne viele Übergaben zu haben
  • Das Prinzip der „Feedback-Loops“ besagt, dass Prozesse Feedbackschleifen benötigen
  • Das Prinzip des „Kontinuierlichen Lernens“ führt die ersten beiden Prinzipien zusammen und besagt, dass wir kontinuierlich lernen müssen, den Prozess zu verändern.

"The Three Ways" nach Gene Kim (© eXXcellent solutions)

Dies beschreibt nur die wichtigsten Eckpunkte von den “Three Ways”. Eine tiefere Auseinandersetzung findet sich im "DevOps Handbook"1 oder  “The Pheonix Project”2.

Unsere Best Practices

Gemäß dem letzten Prinzip wollen auch wir stetig unsere Prozesse verbessern, nicht umsonst lautet einer unserer Unternehmenswerte “Reflexion”. Die "Three Ways” bieten sich dabei auch zur Überprüfung des eigenen Vorgehens an. Dabei konnten wir 3 Best Practices identifizieren für einen hohen Value Stream, schnelle “Time-to-Project" und flexibles Inner Sourcing. 

Value Stream

Betrachten wir das Flow-Prinzip, eignen sich Gilden sehr gut. Sie bieten einen direkten Kommunikationspfad zwischen Projekten. Umwege lassen sich so vermeiden und das Wissen eines Projekts kann über die Gilden als Vermittler direkt in ein anderes Projekt laufen. Dies äußert sich in einem sehr hohen Value Stream, da sich in kurzer Zeit viele Erfolge in Projekten wiederholen konnten. Ein Beispiel im Bereich Cloud gibt es in unserer Success Story, die zu weiteren Projekten mit unserem neu gewonnenen Partner IONOS Cloud führte. 

Time-to-Project

Weiter können wir empfehlen, dass die Enabler-Teams eigene Produkte entwickeln und ihre Tools und Dienste auch als Produkt sehen. Durch die Produktsicht sind kleine, sehr stabile und wiederverwendbare Komponenten entstanden, die sich immer mehr in unseren Projekten finden. Die Gildenmitglieder wirken hierbei nicht nur projektübergreifend als Vermittler, sondern auch innerhalb ihrer eigenen Projekte. Mit 80 Prozent verbringen sie hier genug Zeit, um die eigenen Produkte und Best Practices anzuwenden. Dies sorgt quasi für eine effiziente “Time-to-Project" und erhöht damit wiederum die Time-to-Market für unsere Kunden – schneller im Projekt, schneller beim Kunden, schneller am Markt. 

Inner Sourcing

Ein weiterer Vorteil, der sich aus dieser Produktsichtweise ergibt, ist die Organisation über Inner Sourcing. Das bedeutet, dass wir unsere eigenen Dienste als Open Source pflegen. Wenn Projekte Fehler bemerken oder Features haben wollen, können diese selbst Änderungen am Code der von den Gilden zur Verfügung gestellten Services vornehmen. Fehler können so schneller behoben werden, aber auch die Freigabeprozesse werden beschleunigt. Da wir auch infrastrukturelle Rechte per Code darstellen, kann jeder darüber Änderungen von Rechten Anfragen, die von den Gilden lediglich bestätigt werden müssen. Dies ermöglicht sowohl Controlling als auch Flexibilität. 

Lessons Learned

Wie bei jedem Prozess, konnten auch wir noch Verbesserungspotenzial entdecken und lernen kontinuierlich dazu. Herausforderungen sehen wir aktuell noch darin, die Kommunikation mit Projekten zu verbessern, in denen sich keine Gildenmitglieder befinden. Wir versuchen dies durch unternehmensweite Talks zu verbessern.  

Da die Gilden selbst organisiert sind, sinkt bei geringerem Bedarf in Projekten, auch die Fokussierung auf die Gildenarbeit. Hier haben sich Retrospektiven und Zukunftspläne mit Deadlines als hilfreich erwiesen. 

Es zeigt sich, dass auch Prozesse immer wieder nachjustiert werden müssen, um mit den Veränderungen im Unternehmen mitzuwachsen. Nicht nur Software braucht maßgeschneiderte Lösungen. Cloud-native Denken ermöglicht es, internes Know-How effizient zu organisieren, um es zielgenau dort einzusetzen, wo es gebraucht wird. Dadurch können wir schnell und flexibel auf unsere Kunden reagieren. 

Weitere Informationen:

Haben Sie Fragen zu diesem Thema?

Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!

marcel.feix@exxcellent.de

 

Oder informieren Sie sich auf unserer Webseite über unsere Leistungen im Bereich Cloud:

Cloudlösungen mit AWS, Azure & IONOS

Wölkchen wechsel dich: Cloudmigration und die 5 Stolpersteine

Microservices: orchideo | architecture

 

Literatur:

[1] Gene Kim, Jez Humble, Patrick Debois, John Willis (2021): The DevOps Handbook: How to Create World-Class Agility, Reliability, & Security in Technology Organizations. IT Revolution Press.

[2] Gene Kim, Kevin Behr, George Spafford (2018): The Phoenix Project: A Novel about It, Devops, and Helping Your Business Win. IT Revolution Press.

 

Über die Autor:innen:

 

Marcel Feix ist Senior Software Engineer bei eXXcellent solutions am Standort Darmstadt. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kubernetes, Cloud Provider sowie Cloud Architekturen. Als Enabler für CI-CD und Cloud-native kümmert er sich um projektübergreifende Technologien und ermöglicht eXXcellent solutions dadurch eine schnelle und effiziente Entwicklung von Cloud-native Lösungen.

LinkedIn-Profil Marcel Feix

 

 

Lucy Höfle ist Teil des Marketing-Teams bei eXXcellent solutions am Standort Ulm. Ihren Master absolvierte sie in Unternehmenskommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Durch ihren Bachelor der Medienwissenschaft und Sprachwissenschaft entdeckte sie schon früh ihre Leidenschaft fürs Schreiben. Dabei setzt sie sich gerne mit komplexen Themen auseinander und verpackt diese in Geschichten.

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